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Ïîëåçíîå:

Êàê ñäåëàòü ðàçãîâîð ïîëåçíûì è ïðèÿòíûì Êàê ñäåëàòü îáúåìíóþ çâåçäó ñâîèìè ðóêàìè Êàê ñäåëàòü òî, ÷òî äåëàòü íå õî÷åòñÿ? Êàê ñäåëàòü ïîãðåìóøêó Êàê ñäåëàòü òàê ÷òîáû æåíùèíû ñàìè çíàêîìèëèñü ñ âàìè Êàê ñäåëàòü èäåþ êîììåð÷åñêîé Êàê ñäåëàòü õîðîøóþ ðàñòÿæêó íîã? Êàê ñäåëàòü íàø ðàçóì çäîðîâûì? Êàê ñäåëàòü, ÷òîáû ëþäè îáìàíûâàëè ìåíüøå Âîïðîñ 4. Êàê ñäåëàòü òàê, ÷òîáû âàñ óâàæàëè è öåíèëè? Êàê ñäåëàòü ëó÷øå ñåáå è äðóãèì ëþäÿì Êàê ñäåëàòü ñâèäàíèå èíòåðåñíûì?


Êàòåãîðèè:

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Geburah 6 page





»Schon gut«, unterbrach ihn Bramanti erregt,»ich hab's doch gesagt, kann sein, dass ich ein bisschen oberflächlich war, aber das erlaubt Ihnen nicht, mich mit Hexerei zu bedrohen!«

»Mais voyons! Was ich 'abe gesagt, war ein Metaphòre! C'est plutôt vous, Sie sind es, die mich 'aben bedroht mit l‘envoûtement!«

»Haha, als ob ich und meine Brüder Zeit hätten, kleine Teufelchen durch die Gegend zu schicken! Wir praktizieren das Dogma und Ritual der Hohen Magie, wir sind keine Hexenmeister!«

»Monsieur le Comte, ich appellier an Sie. Der Monsieur Bramongti hat notorisch Rapports mit dem Abbé Boutroux, und Sie wissen gut, daß man sagt von diesem Prétre, daß er hat sich gemakt tatouieren das Crucifix auf die Fußsohl, damit er kann marschier auf notre Seigneur, oder auf sein... Bon, es sind sieben Tage, ich encontre diesen prétendu Abbé in die Librairie du Sangreal, Sie kennen, er mir läschelt ein sähr schmierig Läscheln, wie es ist sein Kostüm, und er mir sagt bien bien, man wird sich noch 'ören ain dieser Tage... Mais qu‘est‑ce que ça veux dire, ain dieser Tage? Das will sagen, daß zwai Tage später am Abend anfanggen die Visiten, ich bin gerade dabai su gehen im Bett, da fühl ich mich schlag im Gesicht von chocs fluides, Sie wissen, ce sont des émanations facilement reconnaissables.«

»Wahrscheinlich haben Sie die Sohlen Ihrer Slipper auf dem Teppich gerieben.«

»Ah oui! Et alors warum fliegen dann Nippsaken durch der Luft, ein von mein Alambiques trifft mich an Kopf, mein Baphomet von Gips fällt auf Boden und kassiert sich, es war ein Souvenir von mein pauvre père, und auf der Wand erscheinen des écritures en rouge, des ordures que je n'ose pas dire? Sie wissen sähr gut, daß es ist kaum ein Jahr daß der verstarb Monsieur Gros hat accuse diesen Abbé‑là su machen Cataplasmes avec matière fécale, pardonnez‑moi, und l'Abbé hat ihn condanné à mort – und zwai Wochen darauf der pauv' Monsieur Gros war tot auf mysteriöse maniére. Dass dieser Boutroux maneuvriert mit Substance véléneuse, das hat etabliert auch der Jury d'honneur, was war einberufen von den Martinistes de Lyon...«

»Aufgrund von Verleumdungen...«, sagte Bramanti.

»Ah dis donc! Ein Process über Sachen von diese Sort ist immer ein Process von Indicen...«

»Ja, aber daß der Monsieur Gros ein Alkoholiker war, mit Leberzirrhose im letzten Stadium, das ist dem Tribunal nicht gesagt worden.«

»Seien Sie nicht enfantil! Die Dsauberei procediert auf natürlische Wege, und wenn einer hat die Zirrhose, man wird ihn treffen auf sein malades Organ, das ist der Abécé von jeder Magie noire...«

»Also immer wenn einer an Zirrhose stirbt, ist es der gute Boutroux gewesen! Daß ich nicht lache!«

»Alors, dann erzählen Sie mir, was ist passiert in Lyon diese letzte zwai Wochen... Kapelle entwaiht, 'Ostie mit Tetragrammaton, der Abbé Boutroux in groß rot Robe mit Kreuz umgekehrt drauf, und Madame Olcott, seine Voyante personelle, um nich su sagen noch mehr, erscheint mit Trident auf die Stirn, und leere Kelsche, die sich füllen gans von allain mit Blut, und der Abbé kaschiert in die Mund von die Gläubigen... Cest vrai ou non?«

»Sie haben wohl zu viel Huysmans gelesen, mein Lieber!«rief Bramanti lachend.»Das war doch ein kulturelles Ereignis, eine historische Rekonstruktion, wie die Gedenkfeiern der Wicca‑Schule und der druidischen Kollegien!«

»Quais, le Carneval de Venise...«

Wir hörten ein Getümmel, als ob Bramanti seinem Gegner an die Gurgel wollte und Agliè ihn nur mühsam zurückhalten konnte.»Vous voyez, vous voyez!«schrie der Franzose mit sich überschlagender Stimme.»Aber seien Sie vorsiktich, Monsieur Bramongti, fragen Sie Ihren Freund Boutroux, was ihm ist passiert! Sie wissen es noch nich, aber er ist im Hôpital, oui, fragen Sie ihn, wer ihm hat cassiert die Figüre! Auch wenn ich nich praktizier diese Ihre Goetiá‑là, waiß ich doch auch was davon, und als ich hatte kapiert, daß mein Haus war habité, hab isch traciert auf das Parquet le Cercle de Défense, und weil ich nich glaube daran, moi non, mais vos petits diables oui, hab ich gehoben das Scapulaire du Carmel und hab ihm gemakt das Contresigne, l’envoûtement retourné,, ah oui! Alors, da hat Ihr Abbé gehabt ain terrible Moment!«


»Sehen Sie, sehen Sie?«schnaubte Bramanti.»Er ist es, der hier die Malefizen macht!«

»Meine Herren, das reicht jetzt«, ließ Agliè sich ruhig, aber bestimmt vernehmen.»Hören Sie mir zu. Sie wissen, wie sehr ich diese Vergegenwärtigungen überholter Rituale auf der Erkenntnisebene schätze, und für mich sind die Luziferische Kirche oder der Satansorden gleichermaßen respektabel, jenseits aller dämonologischen Differenzen. Sie kennen meinen Skeptizismus in diesen Dingen, aber schließlich gehören wir immer noch zu derselben spirituellen Ritterschaft, und ich bitte Sie um ein Mindestmaß an Solidarität. Und überdies, meine Herren, wie kann man den Fürsten der Finsternis in persönliche Streitereien hineinziehen! Wenn es wahr wäre, was Sie sagen, wäre es kindisch. Also was soll's, das sind doch Märchen für Okkultisten. Sie benehmen sich wie vulgäre Freimaurer. Boutroux ist ein Wirrkopf, seien wir ehrlich, und allenfalls sollten Sie, Bramanti, ihn auffordern, seinen Trödelkram an einen Opernrequisiteur zu verkaufen, für den Mephistopheles von Boito...«

»Ah, ah, c’est bien dit ça«, freute sich der Franzose,»c'est de la brocanterie...«

»Betrachten wir den Fall nüchtern. Was ist denn geschehen? Es hat eine Debatte über liturgische Formalitäten gegeben, die Gemüter haben sich erhitzt, aber wir wollen doch, wie man bei uns sagt, den Schatten nicht Körper geben. Wohlgemerkt, lieber Pierre, ich schließe keineswegs aus, daß in Ihrem Hause fremde Präsenzen umgehen, das ist die normalste Sache der Welt, aber mit einem Minimum an gesundem Menschenverstand ließe das Ganze sich auch durch einen Poltergeist erklären...«

»Ja, das würde ich nicht ausschließen«, sagte Bramanti,»bei der derzeitigen Astralkonjunktur...«

»Also bitte! Auf, meine Herren, geben Sie sich die Hand. Und einen Bruderkuss!«

Wir hörten gemurmelte Entschuldigungen.»Sie wissen doch selbst«, sagte Bramanti,»manchmal muß man, um herauszufinden, wer wirklich auf Initiation bedacht ist, auch der Folklore nachgeben. Sogar jene Händler des Großen Orients, die an nichts glauben, haben ein Ritual.«

»Bien entendu, le rituel, ah ça...«

»Aber wir sind nicht mehr in den Zeiten Crowleys, einverstanden?«sagte Agliè.»Jetzt muß ich Sie leider verlassen, ich habe noch andere Gäste.«

Wir eilten rasch zum Sofa zurück und erwarteten Agliè in gefasster und zwangloser Haltung.

 

47

 

 

So war es denn unser hohes Bemühen, eine Ordnung in diesen sieben Maßen zu finden, die umfassend, ausreichend und distinkt sei und stets den Sinn wach und das Gedächtnis erregt halte... Diese hohe und unvergleichliche Collocation dient nicht nur dazu, die uns anvertrauten Dinge, Worte und Künste zu bewahren..., sondern gibt uns darüber hinaus auch die wahre Weisheit.


Giulio Camillo Delminio, L’Idea del Theatro, Florenz, Torrentino, 1550, Einleitung

 

Kurz darauf erschien Agliè.»Bitte entschuldigen Sie mich, liebe Freunde, ich komme aus einer recht unangenehmen Diskussion. Wie Freund Casaubon weiß, betrachte ich mich als einen Liebhaber der Religionsgeschichte, und das hat zur Folge, daß etliche, und nicht selten, sich um Rat an mich wenden, vielleicht mehr an meinen common sense als an meine Fachkenntnisse. Es ist schon kurios, was für singuläre Personen man bisweilen unter den Adepten der Weisheitsstudien finden kann... Ich meine nicht nur die üblichen Melancholiker auf der Suche nach transzendentalem Trost, sondern auch Leute mit profundem Wissen und großer intellektueller Feinsinnigkeit, die sich jedoch dessen ungeachtet nächtlichen Fantastereien hingeben und dabei den Sinn für die Grenze zwischen überlieferter Wahrheit und dem Archipel des Wunderlichen verlieren. Die beiden Herren, mit denen ich eben sprach, stritten sich über kindische Mutmaßungen. Dergleichen kommt leider, wie man so schön sagt, in den besten Familien vor. Aber nun folgen Sie mir bitte in meine Klause, da können wir in einer angenehmeren Atmosphäre plaudern.«

Er schob den Ledervorhang beiseite und ließ uns ins Nebenzimmer eintreten. Klause hätten wir es nicht genannt, so geräumig, wie es sich darbot, ringsum möbliert mit exquisiten Regalen voll kostbar gebundener Bücher, sicherlich alle von ehrwürdigem Alter. Was uns besonders frappierte, waren einige Glasvitrinen, die schwer bestimmbare Objekte enthielten, Steine, wie uns schien, und kleine Tiere, bei denen wir nicht zu erkennen vermochten, ob sie ausgestopft oder mumifiziert oder fein nachgebildet waren. Über allem lag ein diffuses Dämmerlicht. Es schien durch ein großes Doppelfenster mit bleigefassten Rautenscheiben von bernsteinartiger Transparenz einzudringen, aber das Licht aus dem Fenster vermischte sich mit dem Schein einer großen Lampe auf einem Schreibtisch aus dunklem Mahagoni, bedeckt mit Papieren. Es war eine von jenen Lampen mit grünem Glasschirm, wie man sie bisweilen noch auf den Lesetischen alter Bibliotheken findet, die ein helles Oval auf die Buchseiten werfen, aber die Umgebung in einem milchigen Zwielicht belassen. Genau dieses Spiel verschiedener Lichter, beide aus unnatürlicher Quelle, ließ nun jedoch die Farben der Deckenbemalung eher aufleuchten als erlöschen.

Es war eine gewölbte Decke, deren Bemalung den Eindruck weckte, als würde sie an den vier Ecken von schlanken, ziegelroten Säulen mit kleinen vergoldeten Kapitellen getragen, doch das trompe‑l’œil der Bilder, die sie überzogen, aufgeteilt in sieben Felder, ließ sie gebläht wie ein Segel erscheinen, und der ganze Raum hatte den Charakter einer Totenkapelle mit einer leicht sündhaften, melancholisch sinnlichen Note.


»Mein kleines Theater«, sagte Agliè,»in der Manier jener Fantasien der Renaissance, die bildliche Enzyklopädien ausbreiteten, Gesamtdarstellungen des Universums. Mehr als ein Wohnraum ist dies für mich eine Maschine der Erinnerung. Hier sehen Sie kein Bild, das, wenn es sich in der richtigen Weise mit anderen verbindet, nicht ein Mysterium der Welt enthüllte und resümierte. Betrachten Sie jene Prozession von Figuren, die der Maler derjenigen im Palast zu Mantua nachgebildet hat: Es sind die sechsunddreißig Dekane, die Herren des Himmels. Und daher wollte ich, aus alter Gewohnheit und Treue zur Tradition, als ich diese herrliche Rekonstruktion von wer weiß wessen Hand gefunden hatte, daß auch die kleinen Objekte in den Vitrinen, die mit den Deckenbildern korrespondieren, die Grundelemente des Universums darstellen, Feuer, Wasser, Luft und Erde. So erklärt sich die Präsenz dieses graziösen Salamanders zum Beispiel, ein Meisterwerk der Taxidermie eines teuren Freundes, oder diese delikate, wenngleich ziemlich späte Miniaturnachbildung der Äolipile von Heron, auch Äolusbällchen genannt, worin die Luft in der kleinen Kugel, wenn ich dieses Spiritusöfchen entzünde, das ihr als Schale dient, sich erhitzt und aus diesen seitlichen Tüllen austritt, um die Kugel zum Kreisen zu bringen. Ein magisches Instrument, das schon die altägyptischen Priester in ihren Heiligtümern benutzten, wie viele berühmte Texte bezeugen. Sie benutzten es, um der Menge Wunder vorzutäuschen, und die Menge verehrte das Wunder, aber das wahre Wunder liegt in dem goldenen Gesetz, das die geheime und simple, ätherische und elementare Mechanik regelt: Luft und Feuer. Dies ist die Weisheit, die unsere antiken Ahnen besaßen, auch die Alchimisten noch, und die den modernen Konstrukteuren von Zyklotronen verloren gegangen ist.. So wende ich nun meinen Blick zu diesem Theater der Erinnerung, dem Nachkommen so vieler anderer, größerer, welche die großen Geister der Vergangenheit faszinierten, und weiß. Weiß mehr als die sogenannten Wissenden. Weiß, daß es oben so ist wie unten. Und mehr gibt es nicht zu wissen.«

Er bot uns kubanische Zigarren an, kurios geformte, die nicht gerade waren, sondern krumm und verdreht, obgleich voluminös und schwer. Wir stießen einige bewundernde Rufe aus, und Diotallevi trat an die Bücherregale.

»Oh«, sagte Agliè,»nur eine winzige Bibliothek, wie Sie sehen, nicht mehr als zweihundert Bände, ich habe Besseres in meinen Familiensitz. Doch alle sind, bescheiden gesagt, von einer gewissen Rarität, natürlich nicht zufällig angeordnet, die Ordnung der verbalen Themen folgt jener der Bilder und der Objekte.«

Diotallevi berührte schüchtern ein Buch.»Bitte, bitte, ziehen Sie's ruhig heraus«, sagte Agliè,»das ist der Oedypus Aegyptiacus von Athanasius Kircher. Sie wissen, er war der erste nach Horapollon, der die Hierglyphen zu entziffern versuchte. Ein faszinierender Mann, ich wünschte, diese meine Sammlung gliche seiner Wunderkammer, die heute in alle Winde zerstreut ist – heißt es, denn wer nicht zu suchen versteht, wird nicht finden... Ein höchst liebenswerter Gesprächspartner. Wie stolz er war an dem Tage, als er entdeckt hatte, daß diese Hieroglyphen bedeuten. ›Die Segnungen des göttlichen Osiris müssen durch heilige Zeremonien und durch die Kette der Geister herbeigeführt werden...‹ Dann kam dieser Intrigant Champollion, ein widerwärtiger Mensch, glauben Sie mir, von einer infantilen Eitelkeit, und insistierte auf seiner Behauptung, die Zeichenfolge entspreche bloß einfach dem Namen eines Pharaos. Wie erfinderisch die Modernen sind, wenn es darum geht, die heiligen Symbole herabzusetzen und zu entwerten! Das Werk ist übrigens nicht so rar: es kostet weniger als ein Mercedes. Betrachten Sie lieber dieses hier, die Erstausgabe von 1595 des Amphitheatrum sapientiae aeternae von Khunrath. Es heißt, es gebe davon auf ganzen der Welt nur noch zwei Exemplare. Dieses hier ist das dritte. Und hier ist die Erstausgabe der Telluris Theoria Sacra von Burnetius. Ich kann mir die Tafeln abends nicht ansehen, ohne ein Gefühl von mystischer Klaustrophobie zu bekommen. Die Tiefen unseres Globus... Unerwartet, nicht wahr? Wie ich sehe, ist Doktor Diotallevi fasziniert von den hebräischen Lettern des Traicté des Chiffres von Vigenère. Dann sehen Sie auch dies hier: die Erstausgabe der Kabbala denudata des Barons Knorr von Rosenroth. Sie werden es sicher wissen, das Buch wurde zu Anfang dieses Jahrhunderts auszugsweise und sehr schlecht ins Englische übersetzt und verbreitet von jenem unseligen McGregor Mathers... Sie haben gewiss von jenem skandalösen Zirkel gehört, der die britischen Ästheten so faszinierte: The Golden Dawn. Aus einer solchen Bande von Fälschern geheimer Dokumente konnte nur eine Serie von endlosen Degenerationen hervorgehen, von der Stella Matutina bis zu den Satanskirchen des Aleister Crowley, der die Dämonen heraufbeschwor, um sich die Gunst von Adligen zu erwerben, die dem vice anglais verfallen waren... Oh, wenn Sie wüssten, liebe Freunde, wie vielen dubiosen Gestalten, um nur das mindeste zu sagen, man leider begegnet, wenn man sich diesen Studien widmet! Sie werden es selber sehen, wenn Sie auf diesem Gebiet zu publizieren beginnen.«

Belbo ergriff die von Agliè gebotene Gelegenheit, um zur Sache zu kommen. Er sagte ihm, der Verlag Garamond habe die Absicht, einige wenige Bücher pro Jahr herauszubringen, deren Charakter, so sagte er, esoterisch sein solle.

»Oh, esoterisch«, lächelte Agliè, und Belbo errötete.

»Sagen wir... hermetisch?«

»Oh, hermetisch«, lächelte Agliè.

»Na gut«, meinte Belbo,»vielleicht gebrauche ich die falschen Termini, aber sicher verstehen Sie das Genre.«

»Oh«, lächelte Agliè erneut.»Das ist kein Genre. Es ist das Wissen. Sie wollen eine Sammlung des nicht‑degenerierten Wissens herausbringen. Vielleicht ist es für Sie nur eine verlegerische Entscheidung, aber wenn ich mich darum kümmern soll, wird es für mich eine Suche nach Wahrheit sein, eine queste du Graal. «

Belbo gab zu bedenken, so wie der Fischer sein Netz auswerfe und damit auch leere Muscheln und Plastiktüten einfangen könne, so würden bei Garamond sicher auch viele Manuskripte von zweifelhafter Seriosität eintreffen, und daher suche man einen strengen Leser mit der Fähigkeit, die Spreu vom Weizen zu trennen und dabei auch die Kuriositäten zu signalisieren, denn es gebe da einen befreundeten Verlag, der dankbar wäre, wenn einige Autoren von minderer Dignität zu ihm umgeleitet würden... Natürlich gelte es auch, eine angemessene Entschädigung festzusetzen.

»Dank dem Himmel bin ich das, was man gemeinhin wohlhabend nennt. Wohlhabend und wissbegierig und sogar ein wenig beschlagen. Es genügt mir, im Laufe meiner Erkundungen auf ein weiteres Exemplar von Khunrath zu stoßen, oder auf einen weiteren schön einbalsamierten Salamander, oder auch auf das Horn eines Narwals (das ich mich schämen würde, in meiner Sammlung zu haben, das aber selbst der Wiener Kronschatz als das Horn eines Einhorns ausstellt), und ich verdiene mit einer kleinen und angenehmen Transaktion mehr, als Sie mir in zehn Jahren Beratertätigkeit zahlen könnten. Ich werde Ihre Manuskripte im Geiste der Demut durchsehen. Ich finde gewiss auch im aller fadesten Text noch einen Funken, wenn nicht von Wahrheit, so doch von bizarrer Lüge, und oftmals berühren sich die Extreme. Langweilen werden mich nur die Selbstverständlichkeiten, und für diese Langeweile können Sie mich entschädigen. Nach Maßgabe der Langeweile, die ich empfunden habe, schicke ich Ihnen am Jahresende eine kleine Rechnung, die sich in den Grenzen des Symbolischen halten wird. Wenn Sie Ihnen zu hoch erscheint, schicken Sie mir eine Kiste guten Weines.«

Belbo war perplex. Er war es gewohnt, mit lamentierenden und geldgierigen Beratern zu verhandeln. Er öffnete die Aktenmappe, die er mitgebracht hatte, und entnahm ihr ein umfangreiches Manuskript.

»Ich hoffe, Sie machen sich nicht zu optimistische Vorstellungen. Sehen Sie sich zum Beispiel dies hier an, das mir typisch für den Durchschnitt erscheint.«

Agliè schlug das Manuskript auf:»Die geheime Sprache der Pyramiden... Schauen wir mal ins Inhaltsverzeichnis... Das Pyramidion... Der Tod des Lord Carnavon... Das Zeugnis Herodots...«Er klappte es wieder zu.»Haben Sie das gelesen?«

»Rasch überflogen, in den letzten Tagen«, sagte Belbo.

Agliè gab ihm das Manuskript zurück»Nun gut, bestätigen Sie mir, ob mein Resümee korrekt ist.«Er setzte sich hinter den Schreibtisch, steckte die Hand in seine Westentasche, zog das Pillendöschen hervor, das ich schon in Brasilien gesehen hatte, drehte es in seinen schmalen gepflegten Fingern, die eben noch seine Lieblingsbücher gestreichelt hatten, hob die Augen zu den Deckengemälden und schien einen Text zu rezitieren, den er seit langem kannte.

»Der Autor dieses Buches müsste daran erinnern, daß 1864 Piazzi Smyth die heiligen und esoterischen Maße der Pyramiden entdeckte. Erlauben Sie mir, nur die abgerundeten ganzen Zahlen zu nennen, in meinem Alter beginnt die Erinnerung etwas nachzulassen... Es ist singulär, daß ihre Basis ein Quadrat bildet, dessen Seite 232 Meter misst. Die Höhe war ursprünglich 148 Meter. Rechnen wir das in heilige ägyptische Ellen um, so haben wir eine Basis von 366 Ellen, also die Anzahl der Tage eines Schaltjahres. Für Piazzi Smyth ergibt die Höhe multipliziert mit zehn hoch neun die Entfernung Erde‑Sonne: 148 Millionen Kilometer. Eine gute Annäherung für jene Zeit, wenn man bedenkt, daß die Entfernung heute auf 149,5 Millionen berechnet wird, und es ist nicht gesagt, daß die Modernen recht haben. Die Basis geteilt durch die Breite eines ihrer Steine ergibt 365. Der Umfang der Basis beträgt 931 Meter. Geteilt durch die doppelte Höhe ergibt das 3,14, die Zahl n. Fantastisch, nicht wahr?«

Belbo lächelte verwirrt.»Unglaublich! Aber sagen Sie, wie haben Sie das... «

»Sei still, Jacopo, lass Doktor Agliè weitersprechen!«fiel ihm Diotallevi ins Wort.

Agliè dankte ihm mit einem wohlerzogenen Lächeln. Dann sprach er weiter mit zur Decke gerichtetem Blick, doch mir schien, daß seine Inspektion weder müßig noch zufällig war. Seine Augen folgten einer Spur, als läsen sie aus den Bildern dort oben ab, was er aus den Tiefen seines Gedächtnisses auszugraben vorgab.

 

48

 

 

Von der Spitze zur Basis beträgt der Inhalt der Großen Pyramide, in ägyptischen Kubikzoll gemessen, ungefähr 161.000.000.000. Wie viele menschliche Seelen mögen von Adam bis heute auf der Erde gelebt haben? Eine gute Annäherung wäre etwas zwischen 153.000.000.000 und 171.900.000.000...

Piazzi Smyth, Our Inheritance in the Great Pyramid, London,Isbister, 1880, p. 583

 

»Ich nehme an, Ihr Autor legt dar, daß die Höhe der Cheopspyramide gleich der Quadratwurzel aus der Zahl ist, die sich aus der Gesamtfläche ihrer Seiten ergibt. Natürlich sind die Maße in Fuß zu nehmen, was der ägyptischen und hebräischen Elle näherkommt, und nicht in Meter, denn das Meter ist ein abstraktes Maß, erfunden in der modernen Zeit. Die ägyptische Elle beträgt umgerechnet 1,728 Fuß. Wenn wir nicht die genauen Höhen haben, müssen wir uns auf das Pyramidion beziehen, die kleine Pyramide, die oben auf der Großen stand und ihre Spitze bildete. Sie war aus Gold oder anderem Metall, das in der Sonne glänzte. Nehmen Sie also die Höhe des Pyramidions, multiplizieren Sie sie mit der Höhe der ganzen Pyramide, multiplizieren Sie alles mit zehn hoch fünf, und Sie erhalten die Länge des Äquators. Damit nicht genug, wenn Sie den Umfang der Basis nehmen und ihn mit vierundzwanzig hoch drei geteilt durch zwei multiplizieren, erhalten Sie den mittleren Radius der Erde. Und die von der Basis der Pyramide bedeckte Fläche multipliziert mit sechsundneunzig mal zehn hoch acht ergibt hundert‑ sechsundneunzig Millionen achthundertzehntausend Quadratmeilen, also die Oberfläche der Erde. Ist es so?«

Belbo liebte es, seine Verblüffung mit einer Formel zu äußern, die er in der Cinemathek gelernt hatte, als dort die Originalfassung von Yankee Doodle Dandy mit James Cagney lief. »I'm flabbergasted!« Und so sprach er nun. Offensichtlich kannte Agliè auch das kolloquiale Englisch recht gut, denn er konnte seine Befriedigung nicht verhehlen, ohne sich dieses Aktes der Eitelkeit zu schämen.»Liebe Freunde«, erklärte er,»wenn ein Herr, dessen Name mir nicht bekannt ist, ein Opus über die Geheimnisse der Pyramiden zusammenschreibt, kann er darin nichts anderes sagen, als was jedes Kind heute weiß. Es hätte mich sehr gewundert, wenn er etwas Neues vorgebracht hätte.«

»Demnach...«, Belbo zögerte,»sagt dieser Herr lediglich gesicherte Wahrheiten?«

»Wahrheiten?«Agliè lachte auf und bot uns erneut von seinen köstlichen krummen Zigarren an.» Quid est veritas, wie einer meiner Bekannten vor vielen Jahren sagte. Zum Teil handelt es sich um einen Haufen Dummheiten. Zunächst einmal, wenn man die genaue Basis der Pyramide durch das genaue Doppel ihrer Höhe teilt und auch die Stellen hinter dem Komma mitzählt, erhält man nicht die Zahl n, sondern 3,1417254. Eine kleine, aber wichtige Differenz. Ferner berichtet ein Schüler von Piazzi Smyth, Flinders Petrie, der auch Stonehenge vermessen hat, er habe den Meister eines Tages dabei überrascht, wie er, um auf die richtigen Zahlen zu kommen, an den Granitvorsprüngen im Vorraum des Königsgrabes herumfeilte... Dummes Geschwätz vielleicht, aber Piazzi Smyth war kein Mann, der Vertrauen einflößte, man brauchte nur einmal zu sehen, wie er sich die Krawatte band. Gleichwohl gibt es unter all diesen Dummheiten auch unbestreitbare Wahrheiten. Meine Herren, wollen Sie mir bitte ans Fenster folgen?«

Er riss theatralisch die Flügel auf, bat uns hinauszuschauen und zeigte uns in der Ferne, an der Ecke zwischen der Seitenstraße und der Allee, einen hölzernen Kiosk, in dem vermutlich die Lose der staatlichen Lotterie verkauft wurden.

»Sehen Sie jenen Kiosk dort«, sagte er.»Ich lade Sie ein, nachher hinzugehen und ihn zu vermessen. Sie werden sehen, daß die Breite des Bodens 149 Zentimeter beträgt, also ein Hundertmilliardstel der Entfernung von der Erde zur Sonne. Die Höhe der Rückwand geteilt durch die Breite des Fensters ergibt 176: 56 = 3,14, die Zahl n. Die vordere Höhe beträgt 19 Dezimeter, soviel wie die Zahl der Jahre des griechischen Mondzyklus. Die Summe der Höhen der beiden vorderen und der beiden hinteren Kanten macht 190 x 2 + 176 x 2 = 732, das Datum der Schlacht von Poitiers. Die Dicke des Bodens beträgt 3,10 Zentimeter und die Breite des Fensterrahmens 8,8 Zentimeter. Ersetzt man die Zahlen vor dem Komma durch die entsprechenden Buchstaben des Alphabets, so erhält man C10H8, die Formel des Naphthalins.«

»Fantastisch«, sagte ich,»haben Sie das gemessen?«

»Nein«, sagte Agliè.»Das hat ein gewisser Jean‑Pierre Adam an einem anderen Kiosk getan. Ich nehme an, daß alle Kioske der staatlichen Lotterie mehr oder minder dieselben Maße haben. Mit den Zahlen kann man machen, was man will. Wenn ich die heilige Zahl 9 habe und will auf 1314 kommen, das Datum des Märtyrertodes von Jacques de Molay – ein teures Datum für jeden, der sich, wie ich, der Tradition des Tempelrittertums verpflichtet weiß –, was tue ich dann? Ich multipliziere mit 146, dem Schicksalsdatum der Zerstörung Karthagos. Wie bin ich zu dem Ergebnis gekommen? Ganz einfach, ich habe 1314 durch zwei, durch drei und so weiter geteilt, bis ich auf ein befriedigendes Datum gestoßen bin. Ich hätte auch 1314 durch 6,28 teilen können, das Doppelte von 3,14, und wäre auf 209 gekommen. Und was ist 209? Das Jahr der entscheidenden Wende des Zweiten Punischen Krieges. Zufrieden?«

»Demnach glauben Sie an keinerlei Zahlenkunde?«fragte Diotallevi enttäuscht.

»Ich? Ich glaube fest daran, ich glaube, daß das Universum ein wunderbares Konzert von Zahlenkorrespondenzen ist und daß die Lektüre der Zahl und ihre symbolische Deutung ein privilegierter Weg zur Erkenntnis sind. Doch wenn die Welt, die untere und die obere, ein System von Entsprechungen ist, in dem tout se tient, so ist es nur natürlich, daß der Kiosk und die Pyramide, die beide von Menschen erbaut sind, in ihrer Struktur unbewusst die Harmonien des Kosmos reproduzieren. Diese sogenannten Pyramiedologen entdecken mit unglaublich komplizierten Mitteln eine ganz einfache Wahrheit, die sehr viel älter und seit langem bekannt ist. Das Perverse ist die Logik der Forschung und der Entdeckung, denn sie ist die Logik der Wissenschaft. Die Logik der Weisheit hat keine Entdeckungen nötig, da sie schon weiß. Wozu beweisen, was gar nicht anders sein könnte? Wenn es ein Geheimnis gibt, liegt es sehr viel tiefer. Diese Ihre Autoren bleiben immer nur an der Oberfläche. Vermutlich tischt uns der hier auch all die Kindereien über die Ägypter und die Elektrizität auf... «

»Ich frage Sie nicht mehr, wie Sie das erraten konnten.«

»Sehen Sie? Diese Leute begnügen sich mit der Elektrizität, wie irgendein Ingenieur Marconi. Weniger kindisch wäre die Hypothese der Radioaktivität. Eine interessante Annahme, die im Gegensatz zur Elektrizitätshypothese auch den viel beschrienen Fluch des Tutanchamun erklären würde. Wie haben die Ägypter es angestellt, die schweren Steine der Pyramiden zu heben? Kann man Steine mit Stromstößen heben, bringt man sie durch Kernspaltung zum Fliegen? Die Ägypter hatten das Mittel gefunden, die Schwerkraft aufzuheben, sie besaßen das Geheimnis der Levitation. Eine andere Form von Energie... Man weiß, daß die chaldäischen Priester imstande waren, heilige Maschinen durch bloße Töne in Gang zu setzen, und daß die Priester von Karnak und Theben die Pforten eines Tempels durch den Klang ihrer Stimme aufspringen lassen konnten – und worauf sonst wohl bezieht sich, überlegen Sie einmal, die Sage vom Sesam‑öffne‑ dich?«







Date: 2015-12-13; view: 410; Íàðóøåíèå àâòîðñêèõ ïðàâ



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