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Geburah 5 page





»Existieren die alle wirklich?«fragte Belbo.

»Die und noch mehr. An die Arbeit, stellen Sie die definitive Liste zusammen, und dann versenden wir den Prospekt. Auch ins Ausland, unter diesen Leuten zirkulieren die Nachrichten schnell. Nun bleibt nur noch eins zu tun: in die richtigen Buchläden gehen und nicht nur mit den Buchhändlern sprechen, sondern auch mit den Kunden. Und gesprächsweise fallen lassen, dass es diese Reihe Soundso gibt.«

Diotallevi gab zu bedenken, dass wir Verlagsangehörigen uns nicht so exportieren könnten, es müssten unverdächtige Propagandisten gesucht werden, worauf Garamond sagte, gut, dann sollten wir welche suchen.»Vorausgesetzt, sie sind gratis.«

Schöner Auftrag, kommentierte Belbo, kaum dass wir wieder in seinem Büro waren. Aber die Götter des Untergrunds schätzten uns. Genau in diesem Moment kam Lorenza Pellegrini herein, sonniger denn je, Belbo erglühte, sie sah die Prospekte und wurde neugierig.

Als sie von dem Projekt im Haus nebenan erfuhr, leuchteten ihre Augen auf.»Wie schön, ich hab einen unheimlich sympathischen Freund, einen Ex‑Tupamaro aus Uruguay, der bei einer Zeitschrift namens Picatrix arbeitet, er nimmt mich immer zu den spiritistischen Séancen mit. Ich hab Freundschaft mit einem fabelhaften Hektoplasma geschlossen, jetzt fragt es immer gleich nach mir, wenn es sich materialisiert!«

Belbo sah Lorenza an, als wollte er sie etwas fragen, ließ es dann aber bleiben. Ich glaube, er hatte sich daran gewöhnt, sie von den beunruhigendsten Bekanntschaften reden zu hören, und hatte beschlossen, sich nur noch über diejenigen zu beunruhigen, die einen Schatten auf seine Liebe zu ihr werfen konnten (liebte er sie?). Und in ihrem Hinweis auf Picatrix hatte er vermutlich weniger das Gespenst des Oberst Ardenti als das des allzu sympathischen Uruguayers gesehen. Doch Lorenza sprach schon von etwas anderem und enthüllte uns, dass sie oft in jene kleinen Buchhandlungen gehe, wo die Sorte Bücher verkauft würden, die in der Entschleierten Isis erscheinen sollten.

»Die sind nämlich eine Show, diese Läden«, sagte sie.»Da gibt's nicht nur Bücher, da gibt's auch Heilkräuter, und da gibt's Anweisungen, wie man sich einen Homunkulus macht, so wie der Faust mit der Helena, ach Jacopo, machen wir uns doch mal einen, ich hätte so gern einen Homunkulus von dir, den halten wir uns dann wie einen Dackel. Es geht ganz leicht, heißt es in dem Buch, man braucht bloß ein bisschen männlichen Samen in einem Reagenzglas aufzufangen, das wird dir doch nicht schwerfallen, hoffe ich, he, nicht rot werden, Blödmann! Dann vermischt man's mit Hippomene, das ist scheint's so 'ne Flüssigkeit, die wird sezerniert, sezessiert... wie sagt man?«

»Sekretiert«, sagte Diotallevi.

»Ach wirklich? Also ein Sekret von schwangeren Stuten, naja, das ist wahrscheinlich das Schwierigste an der Sache, wenn ich 'ne schwangere Stute wäre, ich würd ja nicht wollen, dass jemand hergeht, um mir meine Hippomene abzuzapfen, besonders wenn's jemand ist, den ich nicht kenne, aber ich glaube, das Zeug kriegt man auch zu kaufen, wie Räucherstäbchen. Dann tut man alles in einen Glaskolben und lässt es vierzig Tage gären, und langsam siehst du, wie sich so 'ne kleine Figur bildet, ein kleiner Fötus, und nach weiteren zwei Monaten wird er ein süßer kleiner Homunkulus und kommt raus und ist dir zu Diensten – ich glaube, die sterben nie, stell dir vor, Jacopo, er bringt dir sogar noch die Blumen aufs Grab, wenn du tot bist.«

»Und was gibt's sonst noch in diesen Buchläden?«fragte Belbo.

»Fantastische Typen, sag ich dir, Typen, die mit den Engeln reden und die Gold machen können, und manchmal auch professionelle Zauberer mit professionellen Zauberergesichtern... «

»Wie sehen professionelle Zauberer aus?«

»Sie haben gewöhnlich 'ne Adlernase, Brauen wie'n Russe und stechende Augen, sie tragen die Haare lang bis auf den Kragen, wie früher die Maler, und einen Bart, aber keinen dichten, so einen mit kahlen Stellen zwischen Kinn und Backen, und einen Schnauzer, der absteht und strähnig über die Lippen fällt, was auch logisch ist, weil die Lippen sehr wulstig sind wegen der vorstehenden Zähne, die alle ein bisschen übereinanderstehen. Sie lächeln dich an, was sie mit solchen Zähnen nicht tun sollten, aber sie tun's, wobei dich dann aber die Augen (hab ich gesagt, dass sie stechend sind?) auf beunruhigende Weise ansehen.«

»Facies hermetica«, sagte Diotallevi.

»Ja? Na bitte, da seht ihr. Und wenn jemand reinkommt, um nach einem Buch zu fragen, zum Beispiel nach einem mit Gebeten gegen die Geister des Bösen, dann raunen sie dem Buchhändler gleich den richtigen Titel zu, der dann genau derjenige ist, den der Buchhändler nicht auf Lager hat. Aber wenn du mit ihnen Freundschaft schließt und sie fragst, ob ein bestimmtes Buch was taugt, dann lächeln sie wieder verständnisvoll, als ob sie mit kleinen Kindern sprechen, und sagen dir, dass man bei diesen Sachen unheimlich aufpassen muß. Und erzählen dir dann Geschichten von Teufeln, die ganz entsetzliche Sachen mit Freunden von ihnen gemacht haben, und du kriegst Angst, und sie beruhigen dich und sagen, das wär in den meisten Fällen bloß Hysterie. Kurz und gut, du weißt nie, ob sie selber dran glauben oder nicht. Oft schenken die Buchhändler mir auch Räucherstäbchen, einmal hat mir einer sogar so'ne kleine Elfenbeinhand geschenkt, gegen den bösen Blick«

»Na, wenn du so gern in diesen Läden rumläufst«, sagte Belbo,»dann frag doch die Leute dort mal, ob sie schon was von dieser neuen Reihe gehört haben, und zeig ihnen den Prospekt«

Lorenza ging mit einem Stapel Prospekte. Ich nehme an, dass auch sie in den folgenden Wochen fleißig war, aber ich hätte nie gedacht, dass die Dinge so schnell vorangehen könnten. Schon nach ein paar Wochen wusste Signora Grazia sich kaum noch zu retten vor den Diabolikern, wie wir die AEKs mit okkultistischen Interessen getauft hatten. Denn sie waren, wie ihre Natur es verlangte, Legion.

 

 

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Invoke the forces of the Tablet of Union by means of the Supreme Ritual of the Pentagram, with the Active and Passive Spirit, with Eheieh and Agla. Return to the Altar, and recite the following Enochian Spirit Invocation: Ol Sonuf Vaorsag Goho Iad Balt, Lonsh Calz Vonpho, Sobra Z‑ol Ror I Ta Nazps, od Graa Ta Malprg... Ds Hol‑q Qaa Nothoa Zimz, Od Commah Ta Nopbloh Zien...

(Beschwöre die Kräfte der Tabula Unionis durch das Höchste Ritual des Pentagramms, mit dem Aktiven und dem Passiven Geist, mit Eheieh und Agla. Kehre zurück zum Altar und rezitiere die folgende Beschwörung Enochischer Geister:...)

 

Israel Regardie, Original Account of the Teachings, Rites and Ceremonies of the Hermetic Order of the Golden Dawn, Ritual for Invisibility, St. Paul, Llewellyn Publications, 1986, p. 423

 

Wir hatten Glück, unser erstes Kolloquium war von höchster Qualität, zumindest für die Zwecke unserer Initiation.

Das Trio war zur Feier des Tages komplett versammelt, Belbo, Diotallevi und ich, und fast hätten wir beim Eintritt unseres Besuchers einen Überraschungsschrei ausgestoßen: er hatte genau die facies hermetica, die uns Lorenza beschrieben hatte, und war zudem ganz in Schwarz gekleidet.

Er trat herein, sah sich argwöhnisch um und stellte sich vor: Professor Camestres. Auf die Frage nach seiner Disziplin machte er eine vage Geste, als wollte er uns mehr Diskretion nahelegen.»Entschuldigen Sie«, sagte er,»ich weiß nicht, ob Sie sich mit dem Problem nur unter rein technischem, kommerziellen Gesichtspunkt befassen oder ob Sie in Verbindung mit einer Gruppe von Initiierten stehen... «

Wir beruhigten ihn.»Es ist nicht aus übertriebener Vorsicht meinerseits«, sagte er,»aber ich hätte ungern Kontakte mit jemandem vom OTO.«Dann, angesichts unserer Perplexität:»Ordo Templi Orientis, das Grüppchen der letzten angeblichen Getreuen von Aleister Crowley... Ich sehe, Sie sind nicht vertraut mit... Um so besser, dann wird es Ihrerseits keine Vorurteile geben.«Er akzeptierte den angebotenen Sessel.»Denn sehen Sie, das Werk, das ich Ihnen anbieten möchte, stellt sich couragiert in Opposition zu Crowley. Wir alle, ich inklusive, sind nach wie vor Anhänger der Offenbarungen des Liber Al vel Legis, das, wie Sie vielleicht wissen, Crowley 1904 in Kairo von einer höheren Intelligenz namens Aiwaz diktiert worden ist Und auf diesen Text berufen sich die Getreuen des OTO noch heute, und zwar auf seine vier Ausgaben, deren erste neun Monate vor dem Ausbruch des Balkankrieges herauskam, die zweite neun Monate vor dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs, die dritte neun Monate vor dem chinesisch‑japanischen Krieg und die vierte neun Monate vor den Massakern des spanischen Bürgerkrieges... «

Ich kreuzte unwillkürlich die Finger. Er sah es und lächelte düster.»Ich verstehe Ihr Zögern. Bedenkt man, dass dieses mein Manuskript hier die fünfte Neufassung jenes Buches ist, was mag dann in neun Monaten geschehen? Nichts, ich kann Sie beruhigen, denn was ich anbiete, ist das erweiterte Liber Legis, da ich das Glück hatte, nicht nur von einer einfachen höheren Intelligenz besucht worden zu sein, sondern von Al persönlich, dem höchsten Prinzip oder Hoor‑paar‑Kraat und somit dem Doppelgänger oder mystischen Zwilling von Ra‑Hoor‑Khuit. Meine einzige Sorge ist, dass dieses mein Werk, auch um schädliche Einflüsse abzuwenden, genau zur Wintersonnwende erscheinen muß.«

»Das ließe sich machen«, sagte Belbo ermunternd.

»Freut mich sehr. Das Buch wird Aufsehen in den Kreisen der Eingeweihten erregen, denn wie Sie gewiss verstehen können, meine mystische Quelle ist seriöser und glaubwürdiger als die von Crowley. Ich weiß nicht, wie Crowley die Rituale des Großen Tieres ins Werk setzen konnte, ohne die Liturgie des Schwertes zu berücksichtigen. Nur mit gezücktem Schwert versteht man, was das Mahapralaya ist oder das Dritte Auge der Kundalini. Und dann hat er in seiner Arithmologie, die ganz auf der Zahl des Tieres gründet, nicht die 93, 118, 444, 868 und 1001 berücksichtigt: die Neun Zahlen.«

»Was bedeuten die?«fragte Diotallevi.

»Ah«, sagte der Professor Camestres,»wie es schon im ersten Liber Legis heißt, jede Zahl ist infinit, und es gibt keinen Unterschied!«

»Verstehe«, sagte Belbo.»Aber fürchten Sie nicht, dass dies alles ein bisschen dunkel für den gewöhnlichen Leser ist?«

Camestres sprang fast aus seinem Sessel auf.»Aber es ist absolut unverzichtbar. Wer diese Geheimnisse ohne die nötige Vorbereitung erführe, würde in den Abgrund stürzen! Schon indem ich sie auf verschleierte Weise publik mache, gehe ich Risiken ein, glauben Sie mir! Ich bewege mich im Bereich der Anbetung des Tieres, aber radikaler als Crowley, lesen Sie nur meine Seiten über den congressus cum daemone, die Vorschriften für die Einrichtung des Tempels und die fleischliche Vereinigung mit der Scharlachroten Frau und dem Tier, das Sie reitet. Crowley war bei dem sogenannten widernatürlichen congressus carnale stehen geblieben, ich versuche das Ritual noch hinauszutreiben über das Böse, wie wir es verstehen, ich berühre das Unfassbare, die absolute Reinheit der Goetia, die äußerste Schwelle des Bas‑Aumgn und des Sa‑Ba‑Ft... «

Belbo blieb nur noch übrig, die finanziellen Möglichkeiten des Professors zu erkunden. Er tat es mit langen, verschachtelten Sätzen, und heraus kam schließlich, dass dieser Autor, wie zuvor schon Bramanti, nicht die geringste Absicht hatte, sein Opus selbst zu finanzieren. Woraufhin die Phase des Abstandnehmens begann, mit der höflichen Bitte, das Manuskript zur Prüfung dazulassen, für eine Woche, dann werde man weitersehen. Da aber hatte Camestres sein Manuskript mit beiden Händen fest an die Brust gedrückt und versichert, er sei noch nie mit soviel Misstrauen behandelt worden, und war empört gegangen, nicht ohne durchblicken zu lassen, er verfüge über ungewöhnliche Mittel, uns die ihm angetane Beleidigung noch bereuen zu lassen.

Nach kurzer Zeit jedoch hatten wir Dutzende von Manuskripten sicherer AEKs beisammen. Wir mussten ein Minimum an Auswahl treffen, da die Sachen ja auch verkauft werden sollten. Sie alle zu lesen, war ausgeschlossen, wir begnügten uns mit einem Blick auf die Inhaltsverzeichnisse und teilten uns dann mit, was wir entdeckt hatten.

 

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Womit sich eine verblüffende Frage erhebt: Kannten die alten Ägypter die Elektrizität?

Peter Kolosimo, Terra senza tempo, Mailand, Sugar, 1964,p. 111

 

»Ich hab hier einen Text über die verschwundenen Kulturen und die geheimnisvollen Länder«, sagte Belbo.»Scheint, es gab ursprünglich einen Kontinent Mu, in der Gegend von Australien, von dem die großen Migrationsströme ausgingen. Einer ging zur Insel Avalon, ein anderer zum Kaukasus und zu den Quellen des Indus, dann gab's die Kelten, die Begründer der ägyptischen Kultur und schließlich Atlantis... «

»Alte Kamellen«, sagte ich.»Leute, die Bücher über Mu schreiben, schleppe ich Ihnen so viele an, wie Sie wollen.«

»Aber dies hier lässt sich vielleicht verkaufen. Außerdem hat es ein sehr schönes Kapitel über die griechischen Einflüsse in Yucatán, es berichtet vom Basrelief eines Kriegers, in Chichén Itzá, der einem römischen Legionär ähnelt. Wie ein Ei dem andern... «

»Alle Helme der Welt haben entweder Federn oder Rosshaar«, sagte Diotallevi.»Das ist kein Beweis.«

»Für dich nicht, aber für den hier schon. Er findet Schlangenanbeter in allen Kulturen und schließt daraus auf einen gemeinsamen Ursprung...«

»Wo ist die Schlange nicht angebetet worden?«sagte Diotallevi.»Außer natürlich beim Auserwählten Volk«

»Ja, die haben das Kalb angebetet.«

»Das war ein Moment der Schwäche. Ich würde dieses hier wegtun, auch wenn sich's verkaufen lässt. Kelten und Arier, Kali‑Yuga, Untergang des Abendlandes und SS‑Spiritualität! Vielleicht bin ich ja paranoisch, aber das riecht mir nach Nazismus.«

»Für Garamond ist das nicht unbedingt ein Grund zur Ablehnung.«

»Ja, aber es gibt eine Grenze für alles. Hör zu, ich hab hier was Besseres, etwas über Kobolde, Undinen, Salamander, Elfen und Feen... Allerdings kommen auch hier die Ursprünge der arischen Kultur mit rein. Scheint, dass die SS von den Sieben Zwergen abstammt«

»Nicht doch, das sind die Nibelungen!«

»Aber hier ist die Rede von dem Kleinen Volk auf der Insel Irland. Und die Bösen sind die Feen, die Kleinen sind gute Kerlchen, nur treiben sie's manchmal ein bisschen arg.«

»Leg's mal raus. Und was haben Sie, Casaubon?«

»Nur einen kuriosen Text über Christoph Columbus. Der Autor analysiert seine Unterschrift und findet darin sogar eine Bezugnahme auf die Pyramiden. Columbus hatte die Absicht, den Tempel von Jerusalem zu rekonstruieren, denn er war ein Großmeister der Templer im Exil. Und da er bekanntlich ein portugiesischer Jude und folglich ein Experte für Kabbala war, hat er mit kabbalistischen Beschwörungen die Stürme besänftigt und den Skorbut gezähmt. Die Texte über die Kabbala hab ich nicht durchgesehen, ich nehme an, die hat sich Diotallevi reserviert.«

»Sind alle voll falschem Hebräisch, fotokopiert aus den Traktätchen über die Traumdeutung.«

»Vergessen wir nicht, wir suchen hier Texte für die Entschleierte Isis. Wir betreiben keine Philologie. Vielleicht gefällt den Diabolikern gerade das falsche Hebräisch der Traumdeuter. Ich schwanke, was die Beiträge über die Freimaurerei betrifft. Garamond hat mir empfohlen, keine Experimente zu machen, er will sich nicht in die Streitereien zwischen den verschiedenen Riten einmischen, aber ich würde diesen Text hier über die freimaurerische Symbolik in der Grotte von Lourdes nicht vernachlässigen. Auch nicht diesen anderen, sehr schönen hier, über das Auftauchen eines Edelmannes, vermutlich des Grafen von Saint‑Germain, eines Vertrauten von Benjamin Franklin und La Fayette, bei der Erfindung des amerikanischen Sternenbanners. Allerdings erklärt er zwar die Bedeutung der Sterne ganz gut, aber mit den Streifen verheddert er sich ganz schön.«

»Der Graf von Saint‑Germain!«sagte ich.»Schau, schau!«

»Wieso? Kennen Sie ihn?«

»Wenn ich ja sage, werden Sie mir nicht glauben. Lassen wir das. Ich hab hier eine vierhundert Seiten dicke Monstrosität über die Irrtümer der modernen Wissenschaft: Das Atom, eine jüdische Lüge, Der Irrtum Einsteins und das mystische Geheimnis der Energie, Die Illusion Galileis und die immaterielle Beschaffenheit des Mondes und der Sonne.«

»Wenn's darum geht«, sagte Diotallevi,»am besten gefällt mir diese Revue Fortischer Wissenschaften.«

»Was sind denn Fortische Wissenschaften?«

»Die von einem gewissen Charles Hoy Fort, der sich eine riesige Sammlung unerklärlicher Ereignisse angelegt hatte. Zum Beispiel ein Regen von Fröschen in Birmingham, Fußspuren eines Fabeltieres in Devonshire, mysteriöse Treppen und Abdrücke von Saugnäpfen auf einigen Bergrücken, Unregelmäßigkeiten in der Abfolge der Äquinoktien, Schriften auf Meteoriten, schwarzer Schnee, Blutregen, geflügelte Wesen achttausend Meter über Palermo, leuchtende Räder im Meer, Reste von Riesen, Kaskaden von toten Blättern in Frankreich, Niederschläge von lebender Materie in Sumatra, und natürlich alle Abdrücke in Machu Picchu und auf anderen Gipfeln der Anden, die von einer Landung mächtiger Raumschiffe in prähistorischen Zeiten künden. Wir sind nicht allein im Universum.«

»Seien wir froh«, sagte Belbo.»Was mich umtreibt, sind diese fünfhundert Seiten hier über die Pyramiden. Habt ihr gewusst, dass die Cheopspyramide genau auf dem dreißigsten Breitengrad steht, demselben, der das längste Stück von allen über Land verläuft? Dass die geometrischen Relationen, die man auf der Cheopspyramide finden kann, dieselben sind, die sich auch an der Pedra Pintada in Amazonien finden? Dass es in Ägypten zwei gefiederte Schlangen gab, eine auf dem Thron des Tutanchamun und die andere auf der Pyramide von Saqqara, was auf Quetzalcoatl verweist?«

»Was hat Quetzalcoatl mit Amazonien zu tun, wenn er doch zum mexikanischen Pantheon gehört?«fragte ich.

»Na, vielleicht hab ich da einen Nexus verpasst. Andererseits, wie erklärt sich, dass die Statuen auf den Osterinseln megalithisch sind, genau wie die keltischen? Einer der polynesischen Götter hieß Ya, und das ist ganz klar der Jod der Juden, wie auch der altungarische Io‑v', der große und gute Gott. Eine alte mexikanische Handschrift zeigt die Erde als ein Quadrat, umgeben vom Meer, und im Zentrum der Erde steht eine Pyramide, auf der das Wort Aztlan geschrieben steht, das an Atlas oder Atlantis erinnert. Warum sind auf beiden Seiten des Atlantiks Pyramiden zu finden?«

»Weil es leichter ist, Pyramiden zu bauen als Kugeln. Weil der Wind die Dünen zu Pyramiden formt und nicht zu attischen Tempeln.«

»Ich hasse den Geist der Aufklärung«, sagte Diotallevi.

»Weiter. Der Kult des Sonnengottes Re tritt in der ägyptischen Religion nicht vor dem Neuen Reich auf, ergo kommt er von den Kelten. Oder denken wir an Sankt Nikolaus und seinen Schlitten. Im vorgeschichtlichen Ägypten war das Sonnenschiff ein Schlitten. Da es in Ägypten keinen Schnee gibt, muß der Schlitten aus dem Norden gekommen sein... «

Ich gab nicht nach:»Vor der Erfindung des Rades hat man den Schlitten auch auf Sand benutzt.«

»Reden Sie nicht immer dazwischen. Dieses Buch sagt, zuerst müsse man die Analogien identifizieren, dann nach den Gründen suchen. Und letzten Endes seien die Gründe wissenschaftliche. Die Ägypter mussten die Elektrizität gekannt haben, andernfalls hätten sie nicht machen können, was sie gemacht haben. Ein deutscher Ingenieur, der mit dem Bau der Kanalisierung von Bagdad beauftragt war, hat elektrische Batterien gefunden, die noch funktionierten und in die Zeit der Sassaniden zurückgingen. Bei den Ausgrabungen in Babylon sind Akkumulatoren ans Licht gekommen, die vor viertausend Jahren fabriziert worden waren. Und schließlich war die biblische Bundeslade (die die Gesetzestafeln, den Stab Aarons und ein Gefäß mit Manna aus der Wüste enthielt) eine Art elektrischer Tresor, der Entladungen bis zu fünfhundert Volt produzieren konnte.«

»Das hab ich schon mal in einem Film gesehen.«

»Ja und? Was meinen Sie, woher die Drehbuchschreiber ihre Ideen beziehen? Die Bundeslade war aus Akazienholz, innen und außen mit Gold überzogen – dasselbe Prinzip wie bei den elektrischen Kondensatoren: zwei Leitungen, getrennt durch eine Isolierung. Sie war umgeben von einem Gewinde aus purem Gold, und sie stand in einer trockenen Zone, wo das Magnetfeld an die 500‑600 Volt pro Kubikmeter erreichte. Es heißt auch, Porsenna hätte sein Reich mit Hilfe der Elektrizität von der Präsenz eines schrecklichen Tieres mit Namen Volt befreit«

»Eben deswegen hatte Alessandro Volta diesen exotischen Namen angenommen. Vorher hieß er bloß einfach Szmrszlyn Krasvhnaprzavl.«

»Seien wir ernsthaft. Auch weil ich hier außer den Manuskripten noch eine Handvoll Briefe habe, die Enthüllungen ankündigen über die Beziehungen zwischen Jeanne d'Arc und den Sibyllinischen Büchern, der talmudischen Lilith und der hermaphroditischen Großen Mutter, dem genetischen Code und den Marskanälen, über die verborgene Intelligenz der Pflanzen, die kosmische Wiedergeburt und die Psychoanalyse, Marx und Nietzsche in der Perspektive einer neuen Angelologie, die Goldene Zahl und die Slums von Kalkutta, Kant und Okkultismus, die Mysterien von Eleusis und Jazz, Cagliostro und die Atomenergie, Homosexualität und Gnosis, Golem und Klassenkampf, und schließlich ein Werk in acht Bänden über den Gral und das Heilige Herz.«

»Was will es beweisen? Dass der Gral eine Allegorie des Heiligen Herzens ist oder das Heilige Herz eine Allegorie des Grals?«

»Ich kapiere den Unterschied und weiß ihn zu schätzen, aber ich glaube, dem hier ist beides recht. Jedenfalls bin ich hier mit meiner Weisheit am Ende. Wir sollten Signor Garamond fragen.«

Wir fragten ihn. Er sagte, wir sollten grundsätzlich nichts wegwerfen und alles prüfen.

»Aber schauen Sie, das meiste von diesem Zeug wiederholt bloß Sachen, die man an jedem Bahnhofskiosk finden kann«, sagte ich.»Die Autoren, auch die schon gedruckten, schreiben voneinander ab, der eine zitiert als Beleg die Behauptung des andern, und als letzten Beweis benutzen sie alle einen Satz von Jamblichos oder so jemandem.«

»Na und?«sagte Garamond.»Wollen Sie den Lesern etwas verkaufen, was sie nicht kennen? Die Bücher der Entschleierten Isis müssen genau von denselben Sachen handeln, die auch in den anderen stehen. Sie bestätigen sich gegenseitig, also sind sie wahr. Misstrauen Sie der Originalität.«

»Schon recht«, sagte Belbo,»aber wir müssten doch wenigstens wissen, was in diesen Kreisen allgemein bekannt ist und was nicht. Wir bräuchten einen Berater.«

»Welcher Art?«

»Ich weiß nicht. Er müsste nüchterner als die Diaboliker sein, aber ihre Welt kennen. Und er müsste uns auch bei der Reihe Hermetik beraten. Ein ernsthafter Kenner des Hermetismus der Renaissance... «

»Bravo«, sagte Diotallevi,»und wenn du ihm dann das erste Mal so was wie den Gral und das Heilige Herz in die Hand drückst, geht er empört davon und knallt die Tür zu.«

»Das ist nicht gesagt.«

»Ich wüsste jemanden, der dafür richtig wäre«, sagte ich.»Er ist ein Gelehrter, der diese Sachen ernst genug nimmt, aber mit Eleganz, ich würde sagen, mit Ironie. Ich habe ihn in Brasilien kennengelernt, aber jetzt müsste er in Mailand sein. Ich muß irgendwo seine Telefonnummer haben.«

»Kontaktieren Sie ihn«, sagte Garamond.»Aber seien Sie vorsichtig, er darf nicht zu teuer sein. Und dann versuchen Sie ihn auch gleich für das wunderbare Abenteuer der Metalle zu benutzen.«

Agliè schien erfreut, meine Stimme zu hören. Er fragte, wie es der entzückenden Amparo gehe, ich gab ihm schüchtern zu verstehen, dass es sich um eine verflossene Geschichte handelte, er entschuldigte sich und machte ein paar liebenswürdige Bemerkungen über die Frische, mit welcher ein junger Mensch immer neue Kapitel in seinem Leben aufschlagen könne. Ich machte ihm Andeutungen über ein neues Verlagsprojekt. Er zeigte sich interessiert, sagte, dass er uns gerne empfangen würde, und wir verabredeten ein Treffen in seinem Hause.

Von der Geburt des Hermes‑Projekts bis zu jenem Tage hatte ich mich unbesorgt auf Kosten der halben Welt amüsiert. Nun begannen sie, die Rechnung zu präsentieren. Auch ich war eine Biene und flog zu einer Blüte, nur wusste ich es noch nicht.

 

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Während des Tages setze dich etliche Male vor den Frosch und sprich Worte der Verehrung. Und bitte ihn, die Wunder zu vollbringen, die du dir wünschest… Unterdessen schnitze ein Kreuz, um ihn daran aufzuspießen.

Aus einem Ritual von Aleister Crowley

 

Agliè wohnte in der Gegend von Piazzale Susa: eine ruhige Seitenstraße, eine Fin‑de‑siècle‑Villa in dezentem Jugendstil. Die Tür öffnete uns ein alter Diener in gestreifter Jacke. Er führte uns in einen Salon und bat uns, auf den Herrn Grafen zu warten.

»Dann ist er also Graf«, flüsterte Belbo.

»Hab ich Ihnen das nicht gesagt? Er ist Saint‑Germain redivivus.«

»Er kann nicht redivivus sein, wenn er nie gestorben ist«, sprach Diotallevi.»Er wird doch nicht Ahasver sein, der Ewige Jude?«

»Nach Ansicht einiger ist der Graf von Saint‑Germain auch Ahasver gewesen.«

»Na bitte.«

Agliè trat herein, wie immer makellos gekleidet. Drückte uns die Hand und entschuldigte sich: Eine langweilige Sitzung, ganz überraschend, halte ihn leider noch zehn Minuten in seinem Studio auf, wir sollten es uns einstweilen bequem machen. Er hieß den Diener, uns Kaffee zu bringen, und ging durch einen schweren Vorhang aus altem Leder hinaus. Es gab keine Tür, und während wir den Kaffee schlürften, hörten wir erregte Stimmen aus dem Nebenraum. Zuerst sprachen wir laut miteinander, um nicht zu lauschen, dann meinte Belbo, dass wir vielleicht störten. In einem Moment der Stille hörten wir eine Stimme und einen Satz, die unsere Neugier weckten. Diotallevi stand auf und tat, als bewunderte er einen barocken Stich an der Wand, direkt neben dem Vorhang. Es war eine Höhle im Gebirge, zu der einige Pilger über sieben Stufen hinaufstiegen. Nach kurzer Zeit taten wir alle drei, als ob wir das Bild studierten.

Es war zweifellos die Stimme Bramantis, die wir gehört hatten, und er sagte gerade:»Also jedenfalls, ich schicke niemandem Teufel ins Haus.«

An jenem Tag wurde uns klar, dass Bramanti nicht nur das Aussehen, sondern auch die Stimme eines Tapirs hatte.

Die andere Stimme war die eines Unbekannten mit starkem französischen Akzent und schrillem Ton, fast hysterisch. Hin und wieder mischte sich die Stimme Agliès mit ein, sanft und konziliant.

»Ich bitte Sie, meine Herren«, sagte Agliè gerade,»Sie haben mich um mein Urteil gebeten, und das ehrt mich, aber nun hören Sie mir auch zu. Erlauben Sie mir vor allem zu sagen, lieber Pierre, dass es zumindest unvorsichtig von Ihnen war, diesen Brief zu schreiben...«

»L'affaire est très simple, Monsieur le Comte«, erwiderte die französische Stimme.»Dieser Monsieur Bramongti hat geschrieb ein Article in eine Dzaitschrift, die wir alle sähr estimieren, wo er macht eher plump Ironie über certains Lucifériens, die wollen 'aben 'Ostien, ohne selber su glauben an die reale Présence, um damit su machen Argent et patatati patatá. Bon, alle Welt weiß, dass die einsig anerkannte Eglise Luciférienne ist die, wo ich bin modestement Tauroboliaste et Psicopompe, und man weiß gut, dass mein Kirsche nich macht Satanisme vulgaire und nich macht Ratatouille mit 'Ostien, ces choses du chanoine Docre à Saint‑Sulpice! Ich 'abe gesagt in die Brief, dass wir sind nich Satanisten vieux jeu, Adorateurs du Grand Tenancier du Mal, und dass wir nich 'aben notwendig su maken Nachäfferai von Römische Kirsche mit all diese Zimborium... Nous sommes plutôt Palladiens, aber das weiß tout le monde, für uns ist Lucifére der Princip du Bien, und wenn jemand ist der Princip du Mal, dann 'ökstens Adonai, weil er ist es, der diesen Welt hat geschafft, und Lucifer hat versuch sich su opponier...«

Date: 2015-12-13; view: 385; Íàðóøåíèå àâòîðñêèõ ïðàâ; Ïîìîùü â íàïèñàíèè ðàáîòû --> ÑÞÄÀ...



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