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Die erste Schau 8 page





Jane, wie im Bann der sonderbaren Worte, hatte den Dolch ergriffen und mit jäher Wendung dem habichtsstoßraschen Zugriff der Fürstin unzugänglich gemacht und im nächsten Augenblick in ihrem Kleid verborgen. Dabei traf ein matter, flintsteinartiger Glanz, der von der speerspitzenförmigen Klinge des Dolches ausging, mein Auge. Blitzartig schoß mir der Gedanke durch den Kopf: der Blutstein des Hoël Dhat! Der Dolch des John Dee! – – Aber ich fand nicht die Zeit, es auszusprechen.

 

Ich sah die Fürstin an; sie hatte ihre Selbstbeherrschung bereits wiedergefunden. Kein Zeichen verriet, was in ihr vorgehen mußte! Ich fühlte: wie Tigerkatzen, die Käfigstäbe zerreißen wollen, tobten Leidenschaften wild in ihr.

 

Überaus sonderbar hatte mich während dieser Vorgänge Lipotin benommen. Zuerst nur neugierig, war er beim Anblick des Dolches plötzlich wie verrückt geworden. "Es ist ein Irrtum, den Sie da begehen", hatte er den alten Gärtner angeschrieen, "ein ganz blödsinniger Irrtum, ihn nicht der Fürstin zu überlassen! Es ist doch gar kein Dolch! Es ist eine..." – Der Greis würdigte ihn nicht einmal eines Blickes.

 

Jane selbst benahm sich in einer mir völlig unverständlichen Weise. Ich hatte vermutet, sie würde in ihren somnambulen Zustand verfallen, aber keine Spur davon zeigte sich in ihren Augen. Sie lächelte vielmehr der Fürstin mit unwiderstehlicher Liebenswürdigkeit ins Gesicht, reichte ihr dann sogar die Hand und sagte:

 

"Wir werden uns wegen dieser Kleinigkeit nur um so lieber haben, nicht wahr, Assja Chotokalungin?!"

Welche Anrede an die Fürstin! Was führte Jane im Sinn? – Zu meinem noch größeren Erstaunen aber erwiderte die sonst so hochmütige Russin diese ziemlich unvermittelte Zutraulichkeit Janes mit der liebenswürdigsten Miene, umarmte sie und – – küßte sie. – In mir zuckte, ohne daß ich im entferntesten hätte sagen können, warum, der stimmlose Warnungsruf auf: Jane, gib acht auf den Dolch! Ich hatte gehofft, sie würde fühlen, was ich in mir dachte, fast zu meinem Schrecken sagte sie zu der Fürstin: "Sie werden natürlich den Dolch von mir bekommen, wenn... sich die richtige festliche Gelegenheit dazu ergibt."

 

Der Greis in seinem gerippeartigen Lehnstuhl war zu keinem Wort mehr zu bewegen. Er tat, als sei er mit sich und seinem Stück trockenen Brotes ganz allein, und begann, mühsam mit zahnlosem Kiefer daran zu nagen. Er schien gar nicht mehr zu wissen, daß wie noch zugegen waren. Ein erschütternder Narr!

Wir verließen den Turm im letzten Schein der untergehenden Sonne, deren Strahlen sich in Regenbogenglanz vielfarbig in den Dampfsäulen der kochenden Geister widerspiegelten, ziemlich einsilbig.

Auf der dunklen Holztreppe ergriff ich Janes Hand und flüstertet ihr zu:

"Willst du den Dolch wirklich der Fürstin schenken?"

Zögernd entgegnete sie – und in ihrer Stimme lag etwas, was mich fremdartig berührte:

 

"Warum nicht, Liebster? Wenn sie so sehr danach verlangt!" – – – –

 

 

Als wir uns zum Abstieg von der Ruine anschickten, blickte ich noch einmal zurück; durch eins der Basteitore wie in einen Bildrahmen gefaßt, eröffnete sich mir ein Schauspiel, das ich nie vergessen werde: wie in loderndes Feuer getaucht brannten da im Rot des Sonnenabends mitten unter Mauerschutt der Ruine Elsbethstein Blumenbeete von unsagbar wilder Pracht. Der Wassernebel der heißen Springbrunnen zog plötzlich, von einem Windstoß getrieben, über den verwahrlosten Park, und mich ergriffs, als bilde sich daraus phantastisch die Gestalt, in fließend silbriges Gewand gehüllt, einer majestätisch einherschreitenden Frau. Die Herrin der Burg? Die sagenhaft an meinen innern Sinnen vorübergleitende Königin Elsbeth des irrsinnigen Turmwärters und "Gärtners"?

 

Dann saßen wir wieder im Automobil, und ich durchlebte die halsbrecherische Fahrt zu Tal wie in einem Zustand der Benommenheit. Alle schwiegen.

 

Plötzlich hörte ich die Fürstin sagen:

"Was halten Sie davon, liebste Frau Fromm, wenn wir recht bald den Besuch dieses märchenhaft schönen Ausflugsziels wiederholten?"

 

Jane lächelte zustimmend und erwiderte:

 

"Ich wüßte nicht, Fürstin, was mir lieber wäre, als einer solchen Einladung folgen zu dürfen!"

Im stillen freute ich mich, daß die beiden Frauen sich so gut vertrugen, zumal ich sah, daß die Fürstin Janes Hand ergriff und herzlich drückte. Mir war, als nehme dieser Akt beiderseitiger Freundschaft eine böse, unbestimmte Ahnung von mir; ich hätte nicht sagen können, warum. Beruhigt schaute ich aus dem geräuschlos fliegenden Lincoln zum leuchtenden Abendhimmel empor.

 

 

Hoch oben in dem türkisblauen Dom glänzte die feine scharfe Sichel des abnehmenden Mondes.

 

 

Date: 2015-09-05; view: 282; Нарушение авторских прав; Помощь в написании работы --> СЮДА...



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