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Assja Chotokalungin





stand darauf in Kupferstich. Darüber eine bizarr geformte Fürstenkrone. Ich weiß: am Kaukasus, südöstlich des Schwarzen Meeres, gibt es noch Familien zirkassischer Stammeshäuptlinge, die, teils unter russischer, teils unter türkischer Oberhoheit, den Fürstentitel führen.

Der ostarische, zugleich an das griechische und an das persische Schönheitsideal gemahnende, strenge Schnitt der Gesichtszüge, den ich bei der Dame wahrnahm, war unverkennbar.

 

Ich verneigte mich also nochmals flüchtig vor meiner Besucherin, die nun in einem Lehnstuhl zur Seite meines Schreibtisches halb saß, halb lag, indessen ihre lässigen Finger manchmal weich über dem Tulakasten hinstrichen. Ich beobachtete das, denn der Gedanke durchlief mich plötzlich peinvoll, diese Finger möchten mir den Kasten aus dem Meridian rücken. Es geschah jedoch nichts dergleichen.

"Ihre Bitte ist mir Befehl, Fürstin."

Unvermittelt hob sich die herrliche Gestalt halb im Sessel hoch, wieder streifte mich der gelbschimmernde, unbeschreiblich wohltuende elektrisierende Blick, als die Fürstin begann:

 

"Sergej Lipotin ist ein alter Bekannter von mir, müssen Sie wissen. Er hat die Sammlungen meines Vaters in Jekaterinodar geordnet. Er hat die Liebe zu schönen Gegenständen von alter und besonderer Arbeit in mir geweckt. Ich bin Sammlerin von – von alten Erzeugnissen meiner Heimat, von Geweben, Schmiedearbeiten, von – insbesondere aber von Waffen. Von gewissen Waffen vor allem, die in meiner Heimat – ich darf sagen – sehr geschätzt sind. Es gibt da unter anderem –", ihre weiche girrende Stimme mit dem fremdmusikalischen, wundervoll den deutschen Wortklang mißhandelnden Akzent, stockte immer wieder, rhythmisch wie Wellengang, daß es mir ins Blut ging und dort mit kaum vernehmbarer Brandung zu antworten begann, wie mir schien.

 

Was sie sagte, war mir, wenigstens zunächst noch, vollkommen gleichgültig, aber der Tonfall ihrer Rede erzeugte in mir einen feinen Rausch, den ich jetzt noch zu spüren meine und dem ich die Schuld gebe, daß manches von dem, was gesprochen, getan oder vielleicht auch nur zwischen uns gedacht wurde, mir nachträglich vorkommt, als hätte ich es vielleicht nur geträumt. Die Fürstin brach die Schilderung ihrer Sammlerneigungen jäh ab und sprang über:

 

"Lipotin schickt mich zu Ihnen. Ich weiß von ihm, daß Sie im Besitz einer – einer sehr edlen, sehr schätzbaren, sehr – altehrwürdigen Kostbarkeit sind: einer Lanze – ich will sagen: einer Lanzenspitze von seltenster Arbeit. Kostbar tauschiert, wie ich weiß. Ich bin genau unterrichtet. Lipotin hat mir die Beschreibung gegeben. Mag sein, Sie haben sie durch seine Vermittlung erworben. Einerlei – –" wehrte sie einen verwundert bei mir aufsteigenden Einwand ab, "– einerlei, diese Lanze wünsche ich zu erwerben. Wollen Sie sie mir überlassen? Ich bitte darum!"

 

Ihre letzten Worte überstürzten sich fast. Sie saß weit vorgebeugt, – wie zum Sprung bereit, mußte ich denken; und ich wunderte und lächelte innerlich einen Augenblick lang über die befremdende Gier der Sammler, die sich auf die Lauer legen und zum Sprung niederducken können, wo sie ein begehrtes Objekt sehen, oder auch nur zu wittern meinen –, wie beuteschlagende Panther. –

– – Panther!! – –

 

Wieder durchzuckt mich das Wort Panther! – – Bartlett Green ist eine gute Romanfigur in John Dees Leben, scheint mir. Seine Aussprüche prägen sich ein! –

 

 

Was nun aber meine zirkassische Fürstin angeht, so wiegte sich diese auf der äußersten Kante des Sessels, und über ihr schönes Gesicht liefen unverstellt geradezu Wellen von Erwartung, Dankesbereitschaft, zuckender Besorgnis und ausdrucksvoller Schmeichelei.

 

 

Ich war kaum imstande, meine ehrlich bekümmerte Enttäuschung zu verbergen, als ich ihr lächelnd und so sanft wie nur möglich antworten mußte:

 

"Fürstin, Sie machen mich in Wahrheit unglücklich. Ihre Bitte ist so geringfügig, und die Gelegenheit, einer edlen Dame, einer großmütig vertrauenden, bezaubernden Frau einen kleinen Wunsch erfüllen zu dürfen, so unwiederbringlich, daß ich es kaum vermag, Sie durch die Mitteilung zu enttäuschen: ich besitze weder die beschriebene Waffe, noch habe ich sie je gesehen."

 

 

Wider alle meine Erwartung lächelte die Fürstin unbefangen, und mit der geduldigen Nachsicht einer jungen Mutter, die ihr Goldjunge planlos anlügt, beugte sie sich noch näher zu mir herüber:

 

 

"Lipotin weiß es. Ich weiß es: Sie sind der glückliche Besitzer dieser Lanze, die ich zu erwerben wünsche. Sie werden sie mir – verkaufen. Ich danke Ihnen herzlich."

"Es ist mir fürchterlich, Ihnen sagen zu müssen, gnädigste Fürstin, daß Lipotin sich irrt! Daß Lipotin sich täuscht! Daß Lipotin irgendwie, irgendwen zu verwechseln scheint, kurz – –"

 

Wippend erhob sich die Fürstin. Sie trat auf mich zu. Ihr Gang – – ja, ihr Gang! – Auf einmal fällt mir ihr Gang in die Erinnerung. – Ihr Gang war lautlos, wie auf Zehenspitzen wiegend, federnd, manchmal fast schleichend, unerhört anmutig schleichend – – wo bin ich nur mit meinen Gedanken? Unsinn! –

 

Die Fürstin erwiderte:

"Es ist möglich. Natürlich, Lipotin wird sich geirrt haben. Die Lanze kam nicht durch ihn in Ihren Besitz. Das ist doch einerlei, Sie haben aber versprochen, sie – mir – – zu schenken."

Ich fühlte, wie mir Verzweiflung in die Haare emporkroch. Ich nahm mich zusammen, mit jeder Fiber bestrebt, das schöne Weib nicht zu erzürnen, das da voll beseelter Erwartung, mit weit geöffneten, wunderbar goldschimmernden Augen vor mir stand und mich mit der Kraft nie gefühlter Bezauberung anlächelte; ich konnte nur mit Mühe an mich halten, daß ich nicht ihre Hände ergriff, um Küsse oder Tränen der Wut darauf regnen zu lassen, – der Wut darüber, daß ich ihr den Wunsch nicht erfüllen konnte. Ich reckte mich krampfhaft zu meiner ganzen Länge empor, schaute ihr mit gerader Offenheit ins Gesicht und gab meiner Stimme jeden nur möglichen Ausdruck betrübter Ehrlichkeit, als ich sagte:

 

 

"Zum letztenmal, Fürstin, wiederhole ich, daß ich nicht der Besitzer der von Ihnen gesuchten Lanze oder Lanzenspitze bin, daß ich es nicht sein kann, da ich in meinem ganzen Leben – zwar mancherlei Liebhabereien gehabt, auch dieser und jener Sammlerneigung gefrönt habe, niemals jedoch und nach keiner Richtung Sammler von Waffen oder Waffenteilen, überhaupt von Schmiedearbeiten irgendwelcher Art – – –" Erschrocken hielt ich inne und eine Glutflamme falscher Beschämung stieg mir wider Willen in die Stirn, denn –: da stand die herrliche Frau vor mir, anmutig lächelnd, nicht im mindesten erzürnt, und ihre rechte Hand glitt spielend, unaufhörlich, wie magnetische Striche dem schön geschmiedeten Silber erteilend, über das Tulakästchen Lipotins, das, da es doch Schmiedearbeit war, meine Beteuerungen auf die plumpste Weise Lügen strafte. – Wie sollte ich in der Eile Erklärungen finden? – Ich suchte nach Worten. Die Fürstin wehrte mit erhobener Hand ab:

 

 

"Ich glaube Ihnen von Herzen gern, mein Herr; bemühen Sie sich nicht. Ich wünsche auch durchaus nicht, in die Geheimnisse Ihrer Liebhabereien einzudringen. Sicherlich irrt Lipotin. Auch ich kann irren. Nur bitte ich Sie nochmals mit aller – Ergebenheit, – – mit aller – – Unbeholfenheit eines – vielleicht allzu – – törichten – Hoffens – um die Waffe, von der mir Lipotin – –"

 

Ich fiel vor ihr auf die Knie. Es mutet mich jetzt selber ein wenig theatralisch an; doch mir schien's im Augenblick so, als bliebe mir kein anderer stärkerer und zugleich zarterer Ausdruck meiner zornigen, ratlosen Ungeduld übrig. Ich sammelte meine Gedanken zu einer unendlich sieghaft überzeugenden Anrede, – öffnete den Mund und wollte beginnen: "Fürstin" – da glitt sie mit leisem, weichen – ja, ich muß schreiben: betörendem Lachen an mir vorbei der Tür zu, wandte sich dort nochmals und sagte:

 

"Mein Herr, ich sehe, wie Sie kämpfen. Glauben Sie mir, ich verstehe und empfinde wie Sie. Denken Sie nach! Finden Sie den mich beglückenden Entschluß! Ich komme ein andermal wieder. Sie werden dann meine Bitte erfüllen. Sie schenken mir dann die – Lanzenspitze."

Und damit war die Fürstin verschwunden.

 

Nun ist der Raum um mich her erfüllt von dem eigentümlichen feinen Duft ihrer Gegenwart. Ein mir unbekanntes Parfüm: süß, flüchtig, wie fremdartige Blüten und – dennoch: ein Hauch dazwischen, scharf, seltsam aufregend, irgendwie, ich kann mir nicht helfen, irgendwie – tierhaft. Unerhört aufregend – widersinnig – beglückend – beklemmend – Hoffnungen ins Unbestimmte hinaus vorbeiwirbelnd – Unbehagen und – Furcht, daß ich nur gestehe, im Tiefsten hinterlassend: dieser Besuch!

 

Ich fühle, daß ich heute nicht mehr imstande bin, weiterzuarbeiten. Ich will einmal zu Lipotin gehen in die Werrengasse.

Zweierlei muß ich noch kurz notieren, weil es mir soeben wieder einfällt: als die Fürstin Chotokalungin mein Zimmer betrat, lag die Tür im tiefen Schatten des dunkeln, halb vorgezogenen Abendvorhangs an meinem Fenster hinter dem Schreibtisch. Warum bilde ich mir jetzt ein, die Augen der eintretenden Fürstin hätten in dieser Dämmernis den Bruchteil einer Sekunde lang geflimmert wie Tieraugen in phosphoreszierendem Schein? Ich weiß doch ganz genau, daß es keineswegs der Fall gewesen ist! Und dann: das Kleid der Fürstin war aus schwarzer Seide, mit unterlegtem Silber, wie ich meinen möchte. Es rieselte beständig Bänder und Wellen von gedämpftem Metallschimmer durch das Gewebe. Denke ich jetzt daran, so schweift mein Blick unwillkürlich zu dem Tulakästchen vor mir. Silber in Schwarz tauschiert – ich glaube, so ähnlich muß das Kleid gewesen sein.

 

Es war schon spät am Abend, als ich das Haus verließ, um Lipotin in seinem Laden in der Werrengasse aufzusuchen. Ich machte einen vergeblichen Gang: Lipotins Geschäft war geschlossen. Auf den herabgelassenen Rolladen fand ich einen kleinen Zettel geklebt mit der Aufschrift "verreist".

Ich gab mich nicht zufrieden. Eine benachbarte Toreinfahrt gestattete das Betreten eines dunklen Innenhofes, von dem aus ein Blick in die hinter dem Laden gelegene Wohn- und Schlafkammer Lipotins möglich ist. Ich betrat den Hof, fand das trübe Fenster Lipotins verhangen, aber mehrfaches Klopfen daran hatte den Erfolg, daß eine benachbarte Tür sich öffnete und eine Frau nach meinen Wünschen fragte. Sie bestätigte mir sogleich die Abreise des Russen, die am Morgen schon erfolgt sei. Wann er zurückkomme, wisse sie nicht; er habe zu ihr flüchtig von einem Todesfall gesprochen, – irgendein halbverhungerter russischer Baron sei gestorben, dessen Angelegenheiten nunmehr Herr Lipotin zu ordnen habe. Ich glaubte, genug verstanden zu haben: Baron Stroganoff hatte seine letzte Zigarette und sich selbst zur Auflösung gebracht! – Irgendwelche Reisen waren in dieser traurigen Lage für Lipotin notwendig geworden. – – Ärgerlich! Ich fühlte erst jetzt, vor dem verschlossenen Kammerfenster die Stärke und Dringlichkeit meines Anliegens: nämlich mit dem alten Antiquar über die Fürstin sprechen zu können und mir von ihm Aufklärung und womöglich einen Rat wegen der vertrackten Lanzenspitze zu erbitten. Scheint es mir doch das wahrscheinlichste, daß mich Lipotin entweder mit einem andern Käufer dieser Kuriosität verwechselt hat, oder daß er gar selbst noch im Besitz eines solchen Dinges ist und es nur in seiner gewohnten Zerstreutheit an mich verkauft wähnt. – In beiden Fällen wäre es aber dann möglich, dieser Lanzenspitze vielleicht noch habhaft zu werden; und ich muß gestehen: ich ließe es mich auch eine unverhältnismäßige Summe kosten, wenn ich den Gegenstand finden und kaufen könnte, um ihn der Fürstin Chotokalungin zum Geschenk machen zu dürfen. – Ich wunderte mich, wie sehr meine Gedanken um das Erlebnis des heutigen Tages kreisen. Dabei fühle ich: irgend etwas geht mit mir vor, aber ich werde mir nicht so klar darüber, wie ich möchte. Warum will mich der Gedanke nicht verlassen, Lipotin sei gar nicht verreist, habe ruhig in seinem Laden gesessen und meine Frage nach der Lanzenspitze, – die ich doch nur innerlich stellte, als ich vor seinem Fenster stand –, entgegengenommen und etwas darauf erwidert, was ich inzwischen vollkommen vergessen habe. Oder ich bin am Ende gar drin in seinem Laden gewesen und habe ein langes und breites mit ihm gesprochen und weiß es nicht mehr? Wie ein Erlebnis kommt mir mit einemmal zu Sinn, daß ich vor – – vor – ja vor hundert Jahren hätte haben können, wenn ich damals schon auf der Welt gewesen wäre. – – –

Ich will noch bemerken, daß ich den Heimweg über den Alten Wall nahm, von wo aus man einen schönen Blick über die Felder und Hügel zum nahen Gebirge hinüber hat. Der Abend war sehr angenehm, und die Landschaft lag mondklar unter mir und weit hinaus. Es war so auffallend hell, daß ich unwillkürlich mit den Augen die Mondscheibe suchte, die irgendwo zwischen den mächtigen Kronen der Kastanienbäume sich versteckt halten mußte. Gleich darauf tauchte der fast noch volle Mond mit seltsam grünlichem Scheine und roter Aura zwischen einigen Stämmen über dem Wall hervor. Indessen ich noch mit Erstaunen sein dunstiges Licht betrachtete und sonderbare Vergleiche mit blutig tropfenden Wunden mich bedrängten – wobei mich wiederum das Gefühl beschlich: ist das alles Wirklichkeit oder nur eine uralte Erinnerung? –, sah ich die Mondsichel etwa mannshoch über den Wall emporsteigen. Und in diesem Augenblick glitt über die blitzende Scheibe die scharfe Silhouette einer dunkeln, schlanken Frauengestalt – einer Abendspaziergängerin offenbar, die in der Richtung auf mich zu den Wall überquerte. Nochmals näher heran glaubte ich die schreitende Gestalt zwischen den Kastanienbäumenhinfluten zu sehen – ja – hinfluten: das ist das richtige Wort – – da durchzuckte mich das Gefühl: als ob im silberschwarzen Kleide die Fürstin aus dem abnehmenden Monde hervor – auf mich zukäme...

Dann waren mir Gestalt wie Besinnung mit einemmal hingeschwunden, und ich lief kreuz und quer über den Wall hin wie unsinnig, bis ich mich endlich besann, mir die Stirne schlug und mich einen angehenden Narren schalt.

Beunruhigt setzte ich m einen Heimweg fort. Im Schreiten summte ich vor mich hin, und es kamen mir Worte zu Sinn, die ich im Takt meiner Schritte in eine verworrene Melodie zu kleiden versuchte, ich weiß nicht, wie und warum –:

Aus dem abnehmenden Mond,
Aus der silbertauenden Nacht
Schau mich an,
Schau mich an,
Die Du immer mein gedacht,
Die Du immer dort gewohnt...

 

Dieser nichtssagende Singsang hat mich nun bis hierher in meine Stube verfolgt. Mit Mühe habe ich die eintönige Litanei von mir abgeschüttelt. Aber jetzt kommt es mir ganz merkwürdig vor:

Aus dem abnehmenden Mond?...

 

Diese Worte sind mir zugetragen, fühle ich, – sie schmiegen sich an mich wie – wie schwarze Katzen. –

Überhaupt, merkwürdig bedeutsam ist vieles, was mir jetzt begegnet. Oder kommt es mir nur so vor? Alles das hat, wie mir scheint, begonnen, seit ich mich mit meines Vetters, John Rogers Papieren befasse.

 

 

Was aber in aller Welt hat der abnehmende Mond – – wie Schrecken befällt es mich, und plötzlich weiß ich, warum sich mir diese zwei Worte auf die Zunge legen –: von fremder Hand geschrieben steht doch ein Hinweis darauf in John Dees Diarium! – – In dem grünen Saffianbändchen!

Und dennoch: ich wiederhole: was in aller Welt hat die geheimnisvolle Warnung eines Abergläubischen aus dem siebzehnten Jahrhundert vor schottischen Teufelsmysterien und vor den Schrecken ihrer Einweihung zu tun mit meinem Abendspaziergang und einem malerischen Mondaufgang auf dem Wall unserer guten alten Stadt? Was hat sie mit mir zu tun, was geht sie mich an, mich, der ich doch im zwanzigsten Jahrhundert lebe?

Der gestrige Abend liegt mir noch in den Gliedern. Ich habe schlecht geschlafen. Verworrene Träume haben mich gequält. Mein Lord-Großvater ließ mich hopphoppreiten auf seinen Knien und sagte mir dazu beständig ein Doppelwort ins Ohr, das ich vergessen habe, das aber irgend etwas mit "Reif" und "Lanze" zu tun hatte. Auch sah ich wieder das "andere Gesicht" hinter mir; es zeigte einen wachgespannten, fast möchte ich sagen: einen warnenden Ausdruck. Ich kann mich jedoch nicht erinnern, wovor es mich gewarnt hätte. Auch die Fürstin trat aus dem Traumgesicht hervor – natürlich! –, ich weiß aber gleichfalls nicht mehr, in welchem Zusammenhang. Übrigens ein Unsinn, von Zusammenhängen in dergleichen Traumphantasien zu reden!

 

Jedenfalls, mein Kopf ist dumpf, und ich bin eigentlich froh, eine Beschäftigung vor mir zu haben, die mir ein allzu selbständiges Nachdenken für heute erläßt. In solcher Verfassung ist es angenehm, in alten Handschriften zu kramen. Um so angenehmer, als John Dees Diarium, soviel ich sehe, von dort ab, wo ich gestern stehengeblieben bin, bis zum Ende in leidlichem Zustand ist. Ich fahre also in Übersetzung und Abschrift fort:

Date: 2015-09-05; view: 274; Нарушение авторских прав; Помощь в написании работы --> СЮДА...



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