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Rückblick 11 page





 

Ich wollte etwas rufen, so wie "Nein!", aber ich hatte die Gewalt über meine Stimme verloren. Lipotin oder der fürchterliche Rotkappenmönch hinter mir, oder der Teufel in Person, oder wer sonst immer es war, ergriff mich von rückwärts beim Schopf mit eiserner, unwiderstehlicher Kraft und drückte mir das Gesicht tief auf die Onyxschale und in die aufsteigenden Dämpfe des roten Pulvers hinab. – Ein süßlich-bitterer Geruch stieg mir durch die Nase hoch, eine unsagbare Beklemmung, sich steigernd zu Todesrütteln von so entsetzlicher, unbeschreiblich grauenvoller Stärke und Dauer, daß ich fühlte, wie die Grabesschrecken ganzer Generationen in unablässigem Zug durch meine Stimme fluteten. – Dann war mein Bewußtsein ausgelöscht.

 

 

Es ist von den Erlebnissen, die ich "drüben" gehabt haben muß, so gut wie gar nichts in meinem Geiste haften geblieben. Ich glaube sagen zu dürfen: Gott sei Dank! denn die abgerissenen, wie sturmgepeitschten Erinnerungsfetzen, die noch ab und zu durch die Traumwelt meiner Seele flattern, sind so mit nachklingendem Grauen gesättigt, daß es höchste Wohltat scheint, sie nicht mehr im einzelnen deuten zu können. Ich erinnere mich nur mit dunkler Ahnung, ähnliche Welten gesehen und durchschritten zu haben, wie sie Frau Fromm mir beschrieb, als sie von der gründurchdämmerten Tiefsee erzählte, in deren glasigem Schein sie der schwarzen Isaïs begegnet sein will. – – Ich bin dort auch irgend etwas Entsetzlichem begegnet. Ich war auf rasender Flucht vor, vor – – ich glaube vor Katzen, vor schwarzen Katzen mit weißglühendem Rachen, mit glühenden Augen; – mein Gott, wie soll man vergessene Träume schildern! – –

 

Und dann auf dieser betäubenden, von Schrecken unausdenklicher Art überfüllten Furcht rang sich ein allerletzter Rettungsgedanke hoch: "Wenn du zum Baum gelangen könntest! – Wenn du die Mutter, die Mutter erreichen könntest, die Mutter vom blauroten Kreis, – oder so ähnlich... dann wärest du gerettet." Ich glaube, ich habe den Baphomet hoch und fern über Glasgebirgen, über unbeschreitbaren Sümpfen und qualvollen Hindernissen gesehen! Ich habe – Mutter Elisabeth gesehen, auf irgendeine mir nicht mehr erinnerliche Weise aus dem Baum winken; – – und dann beruhigte sich bei ihrem Anblick das jagende Herz allmählich, und ich erwachte aus der Betäubung. Ich erwachte, so meinte ich, nach J jhrhundertelangem Erleben in der grünen Tiefe.

Als ich, schwindelig im Kopf, aufschaute, saß Lipotin vor mir, den unverwandten Blick auf mich gerichtet und mit den leeren Schalen der kleinen roten Elfenbeinkugel spielend. Ich befand mich in meinem Arbeitszimmer, und ringsum lag und stand alles, wie ich es vor... vor...

 

"Drei Minuten. Das genügt", – sagte Lipotin grämlich und mit verfallenem Gesichtsausdruck und steckte seine Uhr in die Tasche.

Ich werde nie den rätselhaft enttäuschten Ausdruck in seinen Mienen vergessen, als er mich fragte:

 

"Und es hat Sie in der Tag nicht der Teufel geholt? Das deutet auf eine solide Konstitution. – Übrigens meinen Glückwunsch! Ich glaube, Sie werden jetzt mit einem gewissen Erfolg mit dieser verbrannten schwarzen kohle operieren können. Geladen ist sie, das habe ich inzwischen festgestellt."

 

Ich bestürmte ihn mit Fragen, was denn mit mir vorgegangen sei. Es wurde mir klar, daß ich eine der üblichen Räucherungen überstanden hatte, die von jeher in der angeblich magischen Praxis eine so große Rolle gespielt haben. Ich hatte einen Hanf- oder Opium- oder Bilsenkrautrausch hinter mir, das spürte ich an dem leisen Kopfschmerz und der leichten Übelkeit, die mich noch mit Gifthauch umtastete.

Lipotin schwieg einsilbig und schien ungemein mürrisch. Er verabschiedete sich nach ein paar ironischen Worten in formloser Eile:

 

"Sie haben ja die Adresse, Verehrtester; gehen Sie nach Dpal bar skyd. Werden Sie dort der Vertreter des Dharma Rajah von Bhutan. Sie haben das Zeug dazu. Man wird Sie mit den bekannten offenen Armen empfangen. Sie haben die schlimmste Prüfung hinter sich. – Meine Verehrung, Meister!"

 

 

Damit nahm er hastig seinen Hut und eilte davon. – – Vom Flur herein hörte ich einen kurzen höflichen Wortwechsel: Lipotin war mit seiner Hausdame, die soeben heimgekehrt war, zusammengetroffen. Dann hörte ich die Flurtür ins Schloß fallen, und um nächsten Augenblick stand Frau Fromm, stärkste Erregung im Gesicht, auf meiner Schwelle:

"Ich hätte Sie nicht verlassen sollen! Ich mache mir Vorwürfe..."

"Machen Sie sich keinerlei Vorwürfe, liebe..." – Das Wort erstarb mir. Ich sah Frau Fromm mit einem jähen Ausdruck des Entsetzens vor mir zurückbeben. "Was ist Ihnen, liebe Freundin?"

"Das Zeichen über dir! Das Ziechen!" – stotterte sie mit versagender Stimme. – "Oh, nun ist – alles – alles – – für mich aus!"

Gerade noch rechtzeitig fing ich sie in meinem Arm auf. Sie hing an meinem Hals.

Ich beugte mich nieder, tief erschrocken und zugleich von einem rasend aufquellenden Gefühl der Verbundenheit, des Mitleids, einer dunkeln Schuld und Verpflichtung, kurz, von einem Wirbel unklarster, aber dafür um so heftigerer Gefühle gezogen und getrieben.

 

Anstatt mich über ihren Zustand zu vergewissern, küßte ich sie wie einer – – wie einer, der jahrhundertelang entbehrt hat. Und mit geschlossenen Augen, aus halb erloschenem Bewußtsein heraus küßte sie mich wieder, so heftig, so hemmungslos, so rasend, wie ich es dieser stillen, schüchternen Frau nie im Leben zugetraut hätte.

 

Zugetraut? Herrgott, was schreibe ich da? Hätte ich mir das alles zugetraut? Das alles war ja kein Wille mehr und keine Absicht und kein Überfall der immer und immer gleich täppischen Sinne! Das war, das ist – Verhängnis, Zwang, Schuld, uralte Notwendigkeit! – –

 

Es ist uns nun beiden klargeworden, daß Jane Fromont und Johanna Fromm – – daß ich und John Dee – – – ja, wie soll ich das sagen? – daß wir eine, eine Knüpfung im Teppich der Jahrhunderte sind, eine Knüpfung, die wiederkehrt, bis die Zeichnung vollendet ist.

Ich bin also deshalb der "Engländer", den das Spaltungsbewußtsein Johannas seit ihren Entwicklungsjahren "weiß". Nun wäre ja, möchte ich denken, alles gut, und ein bizarrer, parapsychologisch untergründeter Lebensroman könnte im üblichen Sande verlaufen. – Ich fühle in meinem tiefsten Inneren nicht anders als Johanna. Das Wunder dieses Erlebnisses hat mich so ganz erfaßt, daß ich mir keine andere Gattin wünschen möchte als Johanna, die Frau, mit der ich über Jahrhunderte hinweg schicksalsverbunden bin!

Aber Johanna, mit der ich lange, lange gesprochen habe – soeben erst, nachdem der Schwächeanfall vorüber war – Johanna bleibt bei ihrem Ausspruch: daß alles zwischen uns vergebens, verdorrt, ja verflucht sei von Anbeginn. Daß ihre Hoffnung verloren und alles ihre übermenschliche Anstrengung der Liebe und des Opfers vertan sei, denn die "Andere" sei stärker als sie. Sie könne die "Andere" wohl stören und verhindern, aber nie, nie, nie aus der Welt schaffen und besiegen.

Sie kam darauf zu sprechen, was sie gleich mit ihrem Eintreten so erschreckt hätte; ein helles, scharf umgrenztes Licht habe über meinem Kopfe geschwebt; ein Licht von der Gestalt eines etwa faustgroßen diamantklaren Kristalls.

Johanna läßt sich das nicht ausreden. Sie lehnt jede noch so naheliegende Erklärung ab. Sie gibt an, sie kenne das Zeichen aus ihren Zuständen her seit langem und sehr genau. Es sei ihr gewiesen, sagt sie, daß dieses Zeichen das Ende ihres Schicksals und ihrer Hoffnungen verkünde. Und dabei blieb sie. –

 

 

Sie verweigerte sich keinem meiner Küsse, keinem liebevollen Wort. Sie sei mein und bleibe mein. Sie sei ja meine eheliche Frau, sagte sie – – "Dein Weib aus älterer Würde, als irgendein Weib, das heute hier auf Erden lebt, von ihrer Frauenwürde sagen kann." – – Aber da, eben da ließ ich von ihr ab. Die Hoheit ihres reinen und von Liebe leuchtenden Wesens beugte mich zu ihren Füßen, und ich habe diese Füße geküßt wie urältestes, ewig junges Heiligtum. Ich habe gefühlt, wie ein Priester vor dem Bild der Isis im Tempel.

 

 

Und dann wehrte mir Johanna, fast verzweifelt wehrte sie mir und meiner Anbetung und gebärdete sich wie unsinnig und schluchzte, und rief immer nur: ihr, ihr allein läge alle Schuld auf, und sie, sie allein habe um Gnade, um Verzeihung und Sühne ihrer Versündigung zu ringen und zu bitten, und sie sei zum Opfer befohlen.

Mehr war nicht aus ihr herauszubringen.

Ich habe eingesehen, daß die seelische Erregung zu schwer war für Johanna. Ich habe ihr beruhigend zugeredet und sie, so heftig sie sich auch sträubte, selbst zur Ruhe gebettet.

Sie ist unter meinen Küssen und meine Hand haltend sanft eingeschlafen. Nun soll sie sich ausruhen in tiefem Schlaf.

Wie wohl werde ich sie finden, wenn sie erwacht?

 

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